Art. 8 VO (EG) Nr. 883/2004: Verhältnis zwischen dieser Verordnung und anderen Koordinierungsregelungen
veröffentlicht am |
23.05.2020 |
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Änderung | Das Abkommen über Arbeitslosenversicherung mit dem Vereinten Königreich ist zum 31.08.2018 außer Kraft getreten. |
Stand | 21.02.2019 |
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Version | 002.00 |
Inhalt der Regelung
Nach Art. 8 Abs. 1 VO (EG) Nr. 883/2004 tritt das Europarecht im Rahmen seines Geltungsbereichs ab dem Zeitpunkt seiner Anwendung an die Stelle, der zwischen den Mitgliedstaaten bestehenden SV-Abkommen. Einzelne Bestimmungen aus den SV-Abkommen werden jedoch weiter angewandt, wenn sie
- für die Berechtigten günstiger sind oder
- sich aus besonderen historischen Umständen ergeben und ihre Geltung zeitlich begrenzt ist.
Die weiterhin anzuwendenden Regelungen sind im Anhang II VO (EG) Nr. 883/2004 aufgeführt. Sie gelten in der Regel für alle vom Europarecht erfassten Personen, es sei denn, eine Begrenzung auf bestimmte Staatsangehörige ist ausdrücklich aufgeführt (siehe zum Beispiel Abschnitt 2, Deutschland-Österreich oder Deutschland-Slowenien). Nicht im Anhang II aufgeführte Regelungen früherer SV-Abkommen können grundsätzlich nicht weiter angewandt werden.
Nicht im Anhang II VO (EG) Nr. 883/2004 enthalten sind Bestimmungen bilateraler Abkommen, die nicht in den Anwendungsbereich der Verordnung fallen und weiterhin für die Mitgliedstaaten gelten, wie beispielsweise Bestimmungen über die Zusammenrechnung von Versicherungszeiten mit einem Drittstaat (zum Beispiel SVA-USA).
Die Mitgliedstaaten haben die Möglichkeit Abkommen miteinander zu schließen, sie müssen dabei die Grundsätze der Verordnung beachten (Art. 8 Abs. 2 VO (EG) Nr. 883/2004).
Ergänzende/korrespondierende Regelungen
Anhang II VO (EG) Nr. 883/2004 enthält die weiterhin anzuwendenden Abkommensbestimmungen (siehe Abschnitt 2).
Art. 8 VO (EG) Nr. 987/2009 regelt ergänzend den Fortbestand von bilateralen Vereinbarungen, die in Zusammenhang mit der Durchführung von SV-Abkommen getroffen wurden. Diese Bestimmungen sind im Anhang I zur VO (EG) Nr. 987/2009 enthalten (siehe GRA zu Art. 8 VO (EG) Nr. 987/2009, Abschnitt 2).
Art. 86 in Verbindung mit Art. 65 VO (EG) Nr. 883/2004 enthält eine Sonderregelung bezüglich des Abschlusses von bilateralen Vereinbarungen für Leistungen bei Arbeitslosigkeit zwischen Luxemburg und Frankreich, Deutschland sowie Belgien.
Bestimmungen von Abkommen, die weiter in Kraft bleiben
Nachfolgende Bestimmungen aus bilateralen SV-Abkommen Deutschlands mit anderen Mitgliedstaaten finden weiterhin Anwendung:
BELGIEN - DEUTSCHLAND | ||
Artikel 3 und 4 des Schlussprotokolls vom 7. Dezember 1957 zum Allgemeinen Abkommen vom gleichen Tag in der Fassung des Zusatzprotokolls vom 10. November 1960 |
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BULGARIEN - DEUTSCHLAND | ||
Artikel 28 Absatz 1 Buchstabe b des Abkommens über soziale Sicherheit vom 17. Dezember 1997 |
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TSCHECHISCHE REPUBLIK - DEUTSCHLAND | ||
Artikel 39 Absatz 1 Buchstaben b und c des Abkommens über soziale Sicherheit vom 27. Juli 2001 |
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DEUTSCHLAND - SPANIEN | ||
Artikel 45 Absatz 2 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 4. Dezember 1973 |
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DEUTSCHLAND - FRANKREICH | ||
a) Vierte Zusatzvereinbarung vom 10. Juli 1950 zum Allgemeinen Abkommen vom gleichen Tag in der Fassung der Zweiten Ergänzungsvereinbarung vom 18. Juni 1955 |
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b) Abschnitt I der Zweiten Ergänzungsvereinbarung |
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c) Nummern 6, 7 und 8 des Allgemeinen Protokolls vom 10. Juli 1950 zum Allgemeinen Abkommen vom gleichen Tag |
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d) Abschnitte II, III und IV der Vereinbarung vom 20. Dezember 1963 |
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DEUTSCHLAND - KROATIEN | ||
Artikel 41 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 24. November 1997 |
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Die Anwendung dieser Bestimmung bleibt auf die Personen beschränkt, für die dieses Abkommen gilt. | ||
DEUTSCHLAND - LUXEMBURG | ||
Artikel 4 bis 7 des Vertrags vom 11. Juli 1959 |
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DEUTSCHLAND - UNGARN | ||
Artikel 40 Absatz 1 Buchstabe b des Abkommens über soziale Sicherheit vom 2. Mai 1998 |
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DEUTSCHLAND - NIEDERLANDE | ||
Artikel 2 und 3 der Vierten Zusatzvereinbarung vom 21. Dezember 1956 zum Abkommen vom 29. März 1951 |
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DEUTSCHLAND - ÖSTERREICH | ||
a) Artikel 1 Absatz 5 und Artikel 8 des Abkommens vom 19. Juli 1978 über die Arbeitslosenversicherung sowie Ziffer 10 des Schlussprotokolls zu oben genanntem Abkommen gelten weiter für Personen, die am 1. Januar 2005 oder davor eine Erwerbstätigkeit als Grenzgänger ausgeübt haben und vor dem 1. Januar 2011 arbeitslos werden |
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b) Artikel 14 Absatz 2 Buchstaben g, h, i und j des Abkommens über soziale Sicherheit vom 4. Oktober 1995 |
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Die Anwendung dieser Bestimmung bleibt auf die Personen beschränkt, für die dieses Abkommen gilt. | ||
DEUTSCHLAND - POLEN | ||
a) Abkommen vom 9. Oktober 1975 über Renten- und Unfallversicherung, unter den in Artikel 27 Absätze 2 bis 4 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 8. Dezember 1990 festgelegten Bedingungen |
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b) Artikel 27 Absatz 5 und Artikel 28 Absatz 2 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 8. Dezember 1990 |
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DEUTSCHLAND - RUMÄNIEN | ||
Artikel 28 Absatz 1 Buchstabe b des Abkommens über soziale Sicherheit vom 8. April 2005 |
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DEUTSCHLAND - SLOWENIEN | ||
Artikel 42 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 24. September 1997 |
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Die Anwendung jener Bestimmung bleibt auf die Personen beschränkt, für die dieses Abkommen gilt. | ||
DEUTSCHLAND - SLOWAKEI | ||
Artikel 29 Absatz 1 Unterabsätze 2 und 3 des Abkommens vom 12. September 2002 |
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DEUTSCHLAND - VEREINIGTES KÖNIGREICH | ||
a) Artikel 7 Absätze 5 und 6 des Abkommens über soziale Sicherheit vom 20. April 1960 |
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b) Artikel 5 Absätze 5 und 6 des Abkommens über Arbeitslosenversicherung vom 20. April 1960 |
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DEUTSCHLAND - SCHWEIZ | ||
a) Abkommen vom 25. Februar 1964 über soziale Sicherheit, geändert durch das Erste Zusatzabkommen vom 9. September 1975 und das Zweite Zusatzabkommen vom 2. März 1989: | ||
Buchstabe i) Nummer 9b Absatz 1 Nummern 1 bis 4 des Schlussprotokolls zum Abkommen vom 25. Februar 1964 über soziale Sicherheit |
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Buchstabe ii) Nummer 9e Absatz 1 Buchstabe b Sätze 1, 2 und 4 des Schlussprotokolls zum Abkommen vom 25. Februar 1964 über soziale Sicherheit |
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b) Abkommen vom 20. Oktober 1982 über Arbeitslosenversicherung, geändert durch das Zusatzabkommen vom 22. Dezember 1992: | ||
Buchstabe i) Artikel 8 Absatz 5 |
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VO (EG) Nr. 883/2004 vom 29.04.2004 |
Inkrafttreten: 20.05.2004 Quelle: Amtsblatt (EU) Nr. L 200/1 vom 07.06.2004 (berichtigte Fassung) Anzuwenden ab: 01.05.2010 |
Art. 8 VO (EG) Nr. 883/2004 ist mit der VO (EG) Nr. 883/2004 vom 29.04.2004 am 20.05.2004 in Kraft getreten und ab 01.05.2010 anwendbar (Art. 91 Satz 2 VO (EG) Nr. 883/2004).
Art. 8 VO (EG) Nr. 883/2004 tritt inhaltlich an die Stelle von Art. 6 VO (EWG) Nr. 1408/71, Art. 7 VO (EWG) Nr. 1408/71 und Art. 8 VO (EWG) Nr. 1408/71.
Er unterscheidet sich von Art. 7 VO (EWG) Nr. 1408/71 darin, dass er keine Klarstellung mehr enthält, inwieweit andere internationale Bestimmungen neben der Verordnung anzuwenden sind (Art. 7 Abs. 1 Buchst. a) und b) sowie Abs. 2 Buchst. a) und b) VO (EWG) Nr. 1408/71), weil diese ohnehin nicht von der VO (EG) Nr. 883/2004 berührt werden (ILO-Übereinkommen) oder neben den Mitgliedstaaten auch Drittstaaten (zum Beispiel Türkei) an den Abkommen beteiligt sind (VEA).
Eine Unterscheidung in Teil A und Teil B der weiter geltenden Bestimmungen im Anhang II gibt es nicht mehr, da die weitergeltenden Regelungen grundsätzlich für alle vom Europarecht erfassten Personen gelten und Ausnahmen ausdrücklich im Anhang II aufgeführt sein müssen (siehe Abschnitt 2).